Journalismus heute
#JournalismMatters – wirklich?
Während die Enthüllungen von Correctiv Tausende Menschen auf die Straße bringen und für die Demokratie demonstrieren lassen, wird Medien immer mehr misstraut und gut recherchierter Journalismus kaum noch rezipiert. Wo steht also der Journalismus heute?
Für den 16. Februar 2024 hatte der DJV Thüringen zu einem Austausch über den – angeblichen oder tatsächlichen – Bedeutungsverlust im Journalismus eingeladen. Während die Enthüllungen von Correctiv Tausende Menschen auf die Straße bringen und für die Demokratie demonstrieren lassen, wird Medien immer mehr misstraut und gut recherchierter Journalismus kaum noch rezipiert. Wo steht also der Journalismus heute?
Die Antwort hängt auch vom Nutzungsverhalten der Menschen ab. Immer häufiger beziehen wir unsere Informationen aus den sozialen Medien, immer weniger wird ihre Seriosität infrage gestellt. Denn allzu oft kommt man dort ohne Fakten aus. Einseitige Darstellungen bestätigen zu oft, das eigene Weltbild, ohne kritisches Hinterfragen.
Auf der anderen Seite gewinnt Journalismus an Bedeutung, weil KollegInnen relevante Themen recherchieren und veröffentlichen: die Correctiv-Recherche zu den Vertreibungsplänen der Rechtsextremen hat dazu geführt, dass Zehntausende auf die Straße gehen und gegen diese Pläne demonstrieren. Correctiv ist nicht allein: Es gibt viele KollegInnen, die zu Rechtsextremen, Mafia-Strukturen, Staatsaffären und mehr recherchieren und Strukturen aufzeigen, die das friedliche Zusammenleben, den Rechtsstaat und die demokratisch festgelegten Freiheiten gefährden.
Journalismus hat sich in den vergangenen 30 Jahren stark verändert. Wo einst Pressemitteilungen wichtige Informationen boten und allzu oft 1:1 übernommen wurden, hat die kritische Hintergrundrecherche, das Erklären und Aufdecken an Bedeutung gewonnen. Statt auf jeden Pressetermin zu laufen, findet die Pressearbeit nun oft vor der Kreistagssitzung, der Pressekonferenz, dem Einweihungstermin statt.
Auch früher fragten die KollegInnen kritisch nach, ließen sich nicht ins Buch diktieren. Sie pflegten aber einen engeren Kontakt zu Institutionen und Informationsgeber:innen. Sie waren Gate-Keeper, weil die Hoheit der Informationsweitergabe bei Ihnen lag. Und diese Position stieg auch mal zu Kopf und spiegelte sich in manchen Text wider. Heute aber haben sich die Ausspielwege für Nachrichten und auch Fake-News emanzipiert. Und wo sich neue Türen der Informationsweitergabe mit dem Internet und den sozialen Medien öffneten, da wurde der Gate-Keeper obsolet.
Sich von dieser alten Funktion zu verabschieden, fällt nicht jedem leicht. Und auch die Verlage haben lange vertrödelt, falsch eingeschätzt und nicht hingesehen, als es galt, neue Ausspielwege zu erschließen.
Zu nah an den Regierenden, zu verliebt in Wortspielereien oder einfach zu bequem, einen komplizierten Sachverhalt mit eigenen Worten zu schildern: Das will heute niemand mehr sein. Das lässt Journalismus bedeutungslos werden.
Kritisch, investigativ, selbstbewusst und Zukunftsthemen als Netzwerk mitgestaltend, statt sie nur zu beobachten, das macht Journalismus wertvoll. Sei es im Bereich Datenverarbeitung, KI oder in groß angelegten Investigativ-Ressorts. Investitionen in guten Journalismus lohnen sich. Das beweist Correctiv. Das zeigen auch die vielen hochwertigen Beiträge im Journalismus jeden Tag. Dafür steht der DJV ein.
Veranstaltungstipp: Wer diesen Journalismus kennenlernen will, kann dies auf der zweiten Correctiv.lokal-Veranstaltung in Erfurt erleben: 27. und 28. April, Universität Erfurt, www.correctiv.org/lokal/konferenz.
Wir sehen nicht den Bedeutungsverlust. Wir sehen die Arbeit der JournalistInnen im Wandel - und wir als DJV Thüringen sind dabei!
Eigene Ideen zum Journalismus von heute und morgen? Schreibt uns unter info@djv-thueringen.de!