Fotoausstellung
zum 10. Mal in Berlin
Premiere für Heidje Beutel: Zum ersten Mal eröffnete sie die Fotoausstellung in Berlin, die noch bis zum 6. September 2017 in der Thüringer Landesvertretung zu sehen ist.
Bei der Eröffnung der Jubiläumsausstellung in der Thüringer Landesvertretung beim Bund in Berlin passte einfach alles: proppenvoller Saal, großes Interesse für die besten Pressefotos des vergangenen Jahres, leckeres Essen und kühle Getränke, ein grandioser Sonnenuntergang - erlebt auf der Dachterrasse bei toller Musik. Und eine würdige Verabschiedung eines engagierten Weggefährten. Dr. Gerd Frenzel, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit in der Landesvertretung, geht in den wohlverdienten Ruhestand. Somit war die 10. Ausstellung zugleich seine letzte, es sei denn, er kommt in den nächsten Jahren als Gast. Als solcher ist er jedenfalls vom DJV Thüringen herzlich willkommen.Heidje Beutel, Vorsitzende des DJV Thüringen, mahnte in ihrer Eröffnungsrede, dass niemand das Internet und seine Geschwindigkeit aufhalten könne und wünschte den Gästen viel Freude beim geruhsamen Betrachten der besten Pressefotos. Hier gibt es ihre Rede zum Nachlesen. 31 Prozent der Menschen fühlen sich von der täglichen Informationsflut überfordert. Das war jedoch nicht der auslösende Fakt für die Themenwahl der Diskussionsrunde. "Schnelligkeit und Glaubwürdigkeit - wie lässt sich Ordnung in die Informationsflut bringen" war als Innenansicht des Journalismus gedacht. Bereits nach zwei Minuten gab es den ersten Widerspruch in der Runde. Frank Überall hatte die über Apps verbreitete hohe Anzahl an Eilmeldungen mit gleichem Inhalt kritisiert, was David Biesinger vom Inforadio des rbb so nicht stehen lassen wollte. Zwar gelte beim Sender der Grundsatz "Qualität geht vor Schnelligkeit", über Ereignisse, insbesondere auch die unvorhergesehenen, müsse jedoch schnell informiert werden. Danach würde recherchiert, der Sachverhalt eingeordnet. Ist aber tatsächlich jedes Ereignis eine Eilmeldung wert, konterte Frank Überall.Die Arbeitsweise in den Redaktionen verändert sich. "Früher sind wir wie ein Prophet auf den Berg gestiegen und haben gesendet - aber nie empfangen" erklärte der DJV-Bundesvorsitzende. "Beim Hörfunk mussten wir schon immer schnell sein. Aber es hieß: das versendet sich. Jetzt versendet es sich im Internet überhaupt nicht." Im Onlinebereich, so die drei Medienmacher unisono, erleben Redakteure anhand der Klickzahlen und Reaktionen der Nutzer live wie ihre Texte und Fotos beachtet werden. Das wiederum erzeugt Druck auf den Redakteur, sich mit neuen Fakten, Gerüchten, Meinungen auseinanderzusetzen und das Thema weiterzubearbeiten. Das warf die Frage auf, ob Schnelligkeit und Arbeitsverdichtung zu einer höheren Fehlerquote führen. Beim Deutschen Presserat, so dessen Geschäftsführer Lutz Tillmanns, hat es keine Vervielfachung der Beschwerden gegeben. Die jährliche Zahl liege noch immer zwischen 2.100 und 2.200 Beschwerden. Seine persönliche Wahrnehmung des Mediennutzungsverhaltens sei jedoch, dass es ein schwindendes Bedürfnis gibt, sich tiefgründig zu informieren. Die Aufmerksamkeitsräuber wie zum Beispiel die News-Aggregatoren oder sozialen Medien suggerieren, stets über das Neueste informiert zu sein. Deshalb müsse darüber nachgedacht werden, wie der gesellschaftliche Diskurs aufrechterhalten werden kann.Angesprochen auf die Orientierungsfunktion des Journalismus stellte David Biesinger fest, dass bei der nachwachsenden Generation der Algorithmus längst diese Funktion übernommen habe. Algorithmen sind jedoch das Werk von Menschen, die auf diese Weise große Meinungsmacht erlangen können. Deshalb müssen die journalistischen Medien die Herausforderung annehmen und den Mehrwert des Journalismus für die Nutzer erlebbar machen. Der Bundestagswahlkampf bietet dafür eine herausgehobene Möglichkeit. Für taz-Chefredakteur Georg Löwisch, der sich selbst als Innenpolitiknerd bezeichnet, erwartet der Mediennutzer Aufklärung über die unterschiedlichen Ansichten der Parteien. Eine Konformität bei den Sachthemen könne er nicht erkennen. Vielmehr müssen jetzt die Unterschiede beispielsweise in der Steuer- und Rentenpolitik herausgearbeitet werden.Am Ende der einstündigen Diskussion entstand im Podium wie bei den Zuhörern der Wunsch nach Fortsetzung und Intensivierung des Meinungsaustausches.