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Tag der Pressefreiheit

Versöhnliche Töne

04.05.2018

Nach dem PR-Getöse von BDZV-Präsident Matthias Döpfner wirkte die Diskussion zur Konvergenz der Medien und ob Deutschland eine neue Medienordnung braucht wie ein stilles Innehalten. So wie die Grenzen zwischen den Medien fließend werden, agierten die Diskutanten: Staatssekretärin Heike Raab, MDR-Intendantin Karola Wille, der Geschäftsführer von Antenne Thüringen Marco Maier, WDR-Verwaltungsratsmitglied Michael Kroemer und Dirk Arnold von der Uni Leipzig. Um den Journalismus und die Medien stehe es so schlecht nicht. Mit den neuen Angeboten von YouTubern entwickelt sich etwas, argumentierte Heike Raab. Mag es auf die großen Medienstandorte noch zutreffen, im grünen Herzen Deutschlands ist davon kaum etwas zu spüren. Marco Maier hat einen Freund bei der Offenbach-Post, der es gelungen ist, journalistische Inhalte erfolgreich online zu vermarkten. Hiesigen Verlagen gelingt es noch nicht, die Aboverluste durch die Bezahlschranke auszugleichen. Karola Wille verwies auf die Entwicklung des MDR zum Multimediahaus, was angesichts der aktuellen Diskussion um den Telemedienauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eher nebulös wirkt. Einzig Michael Kroemer und Dirk Arnold versuchten sich in der Beschreibung von Problemen, für die es noch keine Lösungen gebe. Ein großes Manko, so Kroemer, bestehe in den hinter den Kulissen geführten medienpolitischen Diskussionen. Die Schweiz habe es mit der No-Billag-Diskussion vorgemacht. Akzeptanz entstehe durch Verstehen der Funktion. Dirk Arnold konstatierte eine hohe Nutzungskonzentration auf klassische Medienanbieter. Eine Angebotserweiterung sei kaum messbar. Andererseits haben nach dem Digital News Report des Reuters Institute in Deutschland nicht einmal ein Zehntel aller Befragten 2016 Geld für einen regelmäßigen oder für einen einmaligen Abruf journalistischer Inhalte im Netz ausgegeben. Als große Aufgabe in diesem Jahr bezeichnete Heike Raab die Verhandlungen über einen Modernisierungsstaatsvertrag. Er soll künftig die Vermittlung von Inhalten durch Online-Plattformen wie Suchmaschinen und soziale Netzwerke regeln. Ziel sei es für mehr Transparenz zu sorgen und Diskriminierung vorzubeugen, etwa durch eine Pflicht zur Offenlegung der Auswahlkriterien, nach denen die Algorithmen der Betreiber die Relevanz und das Ranking von Inhalten bestimmen. Marco Maier bezeichnete Plattformbetreiber, Aggregatoren und Streamingangebote als Flugobjekte, die genauso reguliert werden müssten wie Antenne Thüringen. Und für Karola Wille ist die Schaffung eines gemeinwohlorientierten Kommunikationsraumes von großer Wichtigkeit. So könne man sich von den großen Vier (Google, Facebook, Apple, Amazon) unabhängiger machen, deren Agieren am Markt einzig gewinnorientiert sei. Der Gedanke des Veranstaltungsorts Haus der Versöhnung im Erfurter Augustinerkloster trug wesentlich die Diskussion. Da wirkte die Äußerung der MDR-Intendantin schon fast wie ein Fanal: Wird das Rundfunksystem gekapert, muss sich die Demokratie fürchten.

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