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Journalismus meets PR – oder: Paartherapie einer historischen Beziehung

27.10.2017

Im World Café wandern die Teilnehmer von einem Tisch zum anderen und führen Gespräche mit ganz unterschiedlichen Leuten zu verschiedenen Themen. Text und Foto: Doreen Huth

Das Verhältnis zwischen PR’lern und Journalisten scheint angekratzt. Dabei haben beide doch eine gemeinsame Basis, die Liebe zur Sprache. Beide sind auch abhängig voneinander. Um die Beziehung wieder ein wenig zu kitten, veranstalteten der Thüringer Journalistenverband (DJV Thüringen) und die Deutsche Public Relation Gesellschaft (DPRG) mit ihrer frisch wieder aufgebauten Thüringer Gruppe am 26. Oktober 2017 ein World Café im Ilmenauer Technologie- und Gründerzentrum im Rahmen des VC Campus. Das von Studierenden der TU Ilmenau unter dem Dach des Vereines „Auftakt. Das Gründerforum in Ilmenau“ organisierte Treffen von Gründungsinteressierten und Investoren war genau die richtige Atmosphäre für den Austausch zwischen PR und Journalismus. In einem World Café kommen die Teilnehmer nach einem kurzen Impuls miteinander ins Gespräch, können wie beim Speed-Dating nach einer kurzen Zeit auch die Gesprächspartner wechseln. Doreen Huth und Heidje Beutel boten sich von Seiten der Journalisten als Ansprechpartner an. Ninette Pett vertrat sympathisch die Seite der PR. Alle drei gehören dem Vorstand des Thüringer DJV an. Den Impuls gab Dr. Andreas Schwarz von der TU Ilmenau, Leiter des Fachgebietes Technikkommunikation und Public Relations. Gekommen waren Pressevertreter der Agentur für Arbeit, aber auch von führenden Unternehmen wie N3 Engine Overhaul am Erfurter Kreuz. Er bot dem Treffen die passende Paartherapie an, vermittelte auf beiden Seiten und warb um Verständnis. Mit einem Einblick in die wissenschaftlichen Grundlagen der spannungsvollen Beziehung von PR und Journalismus schaffte er eine anregende Grundlage für die Diskussion. Schon in den 70er Jahren beschäftigte sich Barbara Baerns mit der Beziehung zwischen PR und Journalismus. Sie machte eine gewisse Abhängigkeit zwischen beiden aus, die viele Anwesende noch heute in ihrem Berufsalltag spüren, weshalb sie die Ausführungen oft mit einem Nicken und Lächeln kommentierten. Die Abhängigkeit ließ sich gut zusammenfassen in der Aussage: Je stärker der Journalismus, desto schwächer die PR und umgekehrt. Doch wie denken die Akteure voneinander? So würden Beziehungen zu Journalisten von Seiten der PR’ler oftmals positiver eingeschätzt als umgekehrt. Doch wie in jeder Paartherapie gibt es einen Lösungsansatz und der ist so simpel wie einleuchtend: Miteinander reden. Missverständnisse und vorhandene Vorurteile ließen sich durch persönlichen Kontakt ausräumen. Ein Lichtblick tat sich auf. Andreas Schwarz beließ es dabei. Sei doch jede Beziehung eine ganz persönliche. Was man aus den Ergebnissen der Therapie mache, obliege jedem selbst. Und so setzten sich PR’ler und Journalisten zusammen und überlegten, wie es besser werden könnte. Journalisten gaben Einblicke in ihre Arbeitswelt, in Redaktionsalltage und ihre Erfahrung mit PR-Mitteilungen. PR’ler gaben Einblicke in ihre Strategien und Ansätze. Auf beiden Seiten lichteten sich viele Fragezeichen. Und mit einem besseren Verständnis voneinander ging man auseinander. Journalisten warben für mehr gut ausgebildete PR’ler, weil es auch ihre Arbeit erleichtere, Misstrauen abbaue und neutrale Mitteilungen garantiere. PR’ler warben für gut ausgestattete Redaktionen, weil sie feste Ansprechpartner und kritische Nachfragen für langfristige Zusammenarbeiten mehr schätzen als ein einmaliges und ungewisses Abdruck- oder Sendeerlebnis. Welche Auswirkungen die technischen Weiterentwicklungen auf beide Seiten hat, konnte nur angesprochen werden, soll aber vertieft weiter diskutiert werden. Eine Fortsetzung des Austausches ist gewünscht. Kann man eine angekratzte Beziehung ja nicht über Nacht heilen. Und so sollen weitere Treffen stattfinden, vielleicht wieder bei einem World Café, vielleicht bei einem Stammtisch, vielleicht bei einem gegenseitigen Besuch. Ideen gab es viele.

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