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Funke-Mediengruppe

Den erotischen Duft von Druckerschwärze könnte es künftig nicht mehr geben

08.02.2019

Vor fast drei Jahren informierte die Geschäftsführung der Mediengruppe Thüringen über die Zusammenlegung von Strukturen, um Spielräume für Investitionen im Digitalen zu schaffen. „Bei unseren drei Tageszeitungstiteln“, so das Versprechen, „werden wir die Lokalberichterstattung deutlich stärken.“ Damals geäußerte Befürchtungen, dass es einzig und allein um den Abbau von Arbeitsplätzen und Kosteneinsparungen geht, haben sich leider als richtig erwiesen. Wie auch sollen bessere Zeitungen mit deutlich weniger Personal entstehen? Mehr als 4 Prozent Aboverluste allein im vergangenen Jahr sind die logische, für die Belegschaft aber demotivierende Konsequenz, die man auch Zukunftsangst nennen kann. „Deshalb werden wir ein Zukunftsprogramm für unsere Mediengruppe aufsetzen. Ziel ist es, auf der einen Seite Strukturen sinnvoll zusammenzulegen, Synergieeffekte zu nutzen und effizienter zusammenzuarbeiten, um auf der anderen Seite Spielräume für Investitionen etwa im Digitalen zu schaffen. Konkret geht es um eine Neuausrichtung unserer Tageszeitungstitel und des Anzeigenbereichs.“ (aus der Mitarbeiterinformation der Geschäftsführung im Februar 2016) Heute lassen die Geschäftsführer der Funke-Mediengruppe die Öffentlichkeit wissen, dass das Zukunftsprogramm Funke 2022 mehr als eine Restrukturierung bedeutet. Drei Ziele verfolge man: • Konsequente Ausrichtung auf digitale Produkte bei gleichzeitiger Stabilisierung der Printtitel, • Schaffung von Freiräumen für Investitionen in neue Produkte durch Kosteneinsparung und • Nutzen von Wachstumschancen im Newsmarkt. Übersetzt bedeutet das: 1. Die gedruckte Tageszeitung ist ein Auslaufmodell. Darüber denkt man nicht nur in der Funke-Mediengruppe nach. Mit 2022 scheint auch schon das Datum festzustehen, so hat es jedenfalls die taz in Aussicht gestellt. In der Übergangszeit werden Print- und digitale Produkte noch nebeneinander mit dem Primat User-First angeboten. In ländlichen Gebieten, wo sich die Zeitungszustellung nicht mehr lohnt, könnten Zeitungsleser mit dem e-paper als Alternative zur Printausgabe versorgt werden – oder auch nicht. Einerseits, weil schnelles Internet nicht überall verfügbar ist. Zum anderen kann Zeitunglesen am Bildschirm zur Qual werden, wenn die Augen nicht mehr so recht wollen oder die technische Kompetenz nicht vorhanden ist. Immerhin ist der durchschnittliche Leser von Tageszeitungen älter als 60 Jahre. Wenn aber Klickzahlen im Onlineangebot über die Zeitungsinhalte entscheiden, muss man sich Sorgen um die Printausgaben machen. 2. Freiräume für Investitionen durch Kosteneinsparungen schaffen, hat zwei Komponenten. Investiert werden dürfte vor allem beim Zukauf von Zeitungstiteln. Dafür hat man zentralisierte Strukturen im kaufmännischen und Vertriebsbereich, die noch mehr leisten müssen. Der Verkauf von Inhalten der Zentralredaktion dürfte den Umsatz steigern. Maximale Kosteneffizienz im Tageszeitungsbereich heißt, mit minimalstem redaktionellen Aufwand die gedruckte Zeitung auf den Markt zu bringen. Dieser Aderlass an qualifiziertem Personal geht an die journalistische Substanz, was die Frage aufwirft, wer die digitalen journalistischen Bezahlangebote liefert, die sich monetarisieren lassen. Die Hoffnung, junge Menschen für diese Arbeit bei den derzeit angebotenen materiellen Arbeitsbedingungen motivieren zu können, dürfte sich als Fehleinschätzung erweisen. Schon jetzt fällt es schwer, offene Stellen mit geeignetem Personal zu besetzen. 3. Wachstumschancen im Newsmarkt sind abhängig vom Nutzerverhalten. Wer aber den Wert von Nachrichten, Berichten, Kommentaren allein an ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit festmacht, erfüllt nicht mehr die öffentliche Aufgabe der Medien. Themen, die kein Geld bringen, werden nicht mehr behandelt. Echokammern hingegen werden befeuert. Was das für den gesellschaftlichen Diskurs, den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft bedeutet, lässt sich erahnen. Für eine funktionierende Demokratie ist ein Journalismus erforderlich, der seinem gesellschaftliche Auftrag gerecht wird. Warum benötigen Verlage dann eigentlich noch einen Tendenzschutz? Das Altpapier und der MDR Thüringen schreiben ausführlich über die Entwicklungen in der Funke-Mediengruppe.

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