Fotoausstellung
Bilder erzählen Geschichten
Hellwach zeigte sich der journalistische Nachwuchs. Foto: Michael Schlutter
Fünf Euro bekommt ein hauptberuflich Freier im Durchschnitt für ein Foto in einer Thüringer Tageszeitung. Dafür kann man anderthalb Brote oder ein McDonalds-Sparmenü oder sechs Billig-Tiefkühl-Pizzen kaufen.Fünf lausige Euro für ein Aufmacherbild in einem Lokalteil einer Tageszeitung.Die täglich produzierte Flut an Bildern drückt auf die Preise. Was für den Nebenberufler die Ehre des veröffentlichten Fotos ist, reicht für den hauptberuflich Freien nicht für den Lebensunterhalt. Was das für den Journalismus bedeutet, sieht man auf Webseiten wie heftig.co. öffnen. „Er wollte nur seinen Sohn in den Kindergarten bringen. Was dann geschah, treibt mir die Tränen in die Augen.“ So oder so ähnlich klingen dort die Überschriften. Und so oder so ähnlich sind dort auch die Fotos. Es geht nur noch um Sensations- und Effekthascherei. Was Klicks und Werbekunden bringt ist erlaubt – und das gilt längst nicht mehr nur für das Internet. Als hauptberufliche Journalisten haben wir eine Verantwortung – denen gegenüber, über die wir berichten, aber auch denen gegenüber, die unsere Informationen konsumieren. Zu dieser Verantwortung gehört auch, im Zweifel einen Schritt zurück zu treten statt im Elend und der Not der Menschen auch noch zu wühlen. Zur Eröffnung der Fotoausstellung im Thüringer Landtag war viel Prominenz zu sehen. Landolf Scherzer, über die Grenzen des Freistaates hinaus bekannter Buchautor, ließ es sich nicht nehmen, die besten Pressefotos aus Hessen und Thüringen des vergangenen Jahres anzusehen. Seine Premiere erlebte Landtagspräsident Christian Carius, der in dieser Funktion erstmals die Gäste der Vernissage willkommen hieß. Im November wird er Gastgeber für die Preisverleihung sein, die in diesem Jahr im Thüringer Landtag stattfinden wird.Die geringen Fotohonorare veranlassten Ministerpräsident Bodo Ramelow, die Landesvorsitzende Anita Grasse auf eine Münze aus seinem Portemonnaie aufmerksam zu machen. Die hatte ihm ein Schornsteinfeger am Tag der Ministerpräsidentenwahl geschenkt. Seine Vorgängerin im Amt, Christine Lieberknecht, hatte bereits am Vormittag in der Ausstellung das Foto entdeckt, das sie bei der Übergabe der Entlassungsurkunde an Matthias Machnig zeigt.